Sonntag, 28. November 2010

Selbstdarstellung/-distanzierung

Es ist nicht leicht nachzudenken, wenn man unter Leuten ist, die alles versuchen um gerade das zu vermeiden. Aber es wäre noch schlimmer, wenn die Leute um einen herum auch nachdenken würden. Dann könnten sie nämlich noch auf die Idee kommen über etwas anderes zu reden als oberflächlichen Scheißdreck den eigentlich sowieso niemanden interessiert. Wir denken alle für uns selbst und sprechen von etwas anderem. Ich bin da keine Ausnahme. Ich schreibe darüber.

Als 17jähriges kleines Mädchen in einem niederösterreichischen Kaff voll mit Menschen die mehr als trinkfest sind, hat man einige Möglichkeiten. Aber bin ich denn dazu da eine dieser Möglichkeiten wahrzunehmen?
Bin ich dazu da 5 Wochentage mit hohlem Gekichere und todernstem Lernen von Formeln und BWL-Kapiteln zu verbringen, nur um sämtliche angestaute Aggressionen an den 2 verbleibeneden Tagen bei Trinken, Herumzappeln und in-einer-Ecke-Liegen in irgendwelchen grindigen Lokalen abzubauen?
Bin ich dazu da mich nach einem genau nach meinem Körpergewicht kalkulierten Ernährungsplan und Bewegungskonzept zu orientieren und immer freundlich und absolut ausgeglichen in einem "Alles-ist-schön"-Singsang zu sprechen?
But then again: Bin ich dazu da um dem verzweifelten Künstlerklischee à la Anja Plaschg zu entsprechen, was sich offensichtlich viele von mir erwarten. Mich zurückzuziehen und mit dunklen Augenringen auf einer einsamen Parkbank kleine depressive Gedichtchen in ein schwarz eingebundes Notizbuch zu kritzeln?

Ich weiß überhaupt nicht was ich da eigentlich mache. Aber bis ich es weiß bleibe ich eben das eigenartige Mädchen das auf seine Möbel schreibt und sich auf eine vollgestopfte Straße sehnt auf der sie sich völlig allein durch tausend Menschen mit abertausenden Geschichten drängt und sich so problemlos von einfach allem distanzieren kann, dass es ihm manchmal selbst Angst macht.

Ich schreibe darüber.

Was machst du?

Sonntag, 14. November 2010

Definiere Desillusion!

Es war einmal ein kleines Mädchen, das die Welt und ihre Abläufe nicht kannte. Benachteiligt fühlte sie sich aber trotzdem nie, denn sie war immer wohl behütet und geliebt gewesen. Sie hatte zwar keine Freunde, aber sie hatte ihre Familie. Sie ging nicht zur Schule, um vor den Alltagsproblemen Gleichaltriger geschont zu werden. Ihre Familie wollte nur das Beste für sie. Ihr Kopf war so voll mit Ideen und Liebe, dass sich das kleine Mädchen nie fragen musste, wie es wohl im Rest der Welt aussah. Die Welt in ihrem Kopf war so perfekt, dass sie sich nicht hinaustraute. Sie liebte ihr Leben und obwohl ihre Familie ihr jede Tür offen ließen, stieß sie nie eine in die Wirklichkeit auf. Bis sie eines Tages das erste mal bewusst an das geöffnete Fenster trat und zum ersten mal bewusst die Luft von draußen atmete. Sie konnte nicht fassen, was sie alles roch. Die Bäume, die ihr immer die Sicht auf die Stadt versperrten hatten ebenso einen unverkennbaren Geruch wie die Autos auf der Straße hinter ihnen. Mit einem mal kam es dem kleinen Mädchen so vor, als ob sie Leben atmete. Echtes Leben. Und sie fand es unglaublich spannend.
Ohne lang zu überlegen lief das Mädchen zu der großen Holztür, durch die sie sonst nur ging um in den Garten zu gelangen. Doch diesmal ließ sie auch den Garten hinter sich und lief und lief und lief und lachte alle Menschen die ihr entgegenkamen an. Langsam begriff das kleine Mädchen, warum ihre Familie sie immer dazu bewogen hatte auch einmal nach draußen zu gehen. All die Menschen mit den verschiedensten Gesichtern. Sie alle erzählten eine eigene Geschichte die noch lange nicht fertiggeschrieben war. Sie alle waren so wunderschön.
Nach einiger Zeit war das Mädchen ganz außer Atem und setzte sich an eine Bordsteinkante. Sie wusste nicht mehr wie lange sie gelaufen war. Vor ihr erstreckten sich viele Gebäude mit dem buntesten Schmuck und den schönsten Dingen darin. Als sie so da saß und sich überlegte wie es wohl gewesen wäre schon viel früher das Grundstück ihrer Familie zu verlassen kam ein junger Mann auf sie zu. Er war groß und schlank und wohl etwa so alt wie das Mädchen. Er war genauso wunderschön wie all die anderen Menschen , doch irgendwie gefiel er dem Mädchen besonders. "Du, Mädchen", sagte der junge Mann und setzte sich zu ihr. "Du bist schön", sagte er und nahm ihre Hand. Lächelnd stand das Mädchen mit dem Jungen auf und ging mit ihm ein Stück. Sie gingen durch die Stadt, durch kleine Parks und an Seen und Teichen vorbei. Es wurde langsam immer dunkler und sie gingen immer weiter, bis der Junge plötzlich stehen blieb und dem Mädchen in die Augen schaute. "Du hast die wunderschönsten Augen und das liebste Lächeln von allen", sagte er und das Mädchen wurde ganz rot. "Du bist so schön, dass ich dich haben will. Ich will, dass du noch viel weiter mit mir gehst. Ich werde dir viele Orte und Sachen zeigen. Ich will, dass du bei mir bleibst, damit ich auch etwas Schönes habe", redete der junge Mann weiter. Das kleine Mädchen konnte ihr Glück gar nicht fassen und wollte bereits zustimmen als der schöne junge Mann sich plötzlich umdrehte und wortlos von ihr wegging.
Anfangs war das kleine Mädchen sehr traurig. Sie hatte von so etwas wie Liebe gelesen. Dass es Menschen gab, die andere Menschen ganz besonders schön fanden und deshalb bei ihnen blieben, egal was das auch kostete. Sie überlegte, ob das vielleicht Liebe gewesen war. Doch sie konnte nicht zu Ende überlegen, denn es dauerte nicht lange, und ein anderer Junge stellte sich zu ihr und sagte: "Du bist schön". "Willst du mich haben?", fragte das Mädchen und nahm die Hand des Jungen. Er nickte und sie gingen wieder ein Stück.

Drei Tage lang hatte das Mädchen viele verschiedene Hände gehalten und war viele verschiedene Wege gegangen. Am Abend des dritten Tages war sie sehr müde und beschloss keine Hand mehr zu nehmen. Denn sie verstand nicht, warum sie so viele junge Männer schön fanden, und sie trotzdem nie länger als ein paar Stunden begleiteten. Leise find das kleine Mädchen zu weinen an. "Ich wünschte, ich wäre nicht schön. Ich wünschte, ich wäre nicht schön, und fände jemanden der mir trotzdem sagt, dass ich es bin. Ich wünschte dieser jemand würde den längsten Weg von allen mit mir gehen", schluchzte sie vor sich hin und starrte dabei in den mit Sternen erleuchteten Abendhimmel. "Ich wünschte jemand würde meinen Namen sagen, und nicht nur 'Mädchen'. Ich wünschte jemand würde sehen, dass ich ein eigener Name bin"

Montag, 1. November 2010

Warum eigentlich?

Hallo liebe Welt, ich sags ganz frei heraus: bei mir läufts zur Zeit einfach einwandfrei.
Und weil man sich doch so eine Phase die ganze Zeit nur wünscht, möchte ich mich doch fragen: Warum kann ich das eigentlich nicht genießen?
Wieso kann ich mich nicht zurücklehnen, so weiter machen wie bisher, einfach aus dem Wissen heraus, dass es ja so funktioniert, und die Show anschauen. Wieso kann ich nicht weiterhin jeden Morgen aufstehen und es so machen wie jetzt, wo doch alles so fantastisch funktioniert.
Weil es eben nicht funktioniert.
Ich komme bis zum hohen B, davon hab ich geträumt, seit ich Gesangsunterrricht nehme. Ich hab es. Und jetzt? Joah. Jetzt ist gut.
Ich habe mir alle nicht so schönen Noten von all den letzten Jahren in denen ich die pure Faulheit in der Schule dargestellt habe ausgebessert. Und jetzt? Joah. Jetzt ist gut.
Ich muss nur noch 10 Minuten pro Tag Geige üben damit mein Musiklehrer einigermaßen zufrieden ist. Davon konnte ich vor einem Jahr nur träumen. Und jetzt? ...
Ich habe einen Preis mit der Fähigkeit gewonnen, die mir immer am allermeisten wert war. Mit dem Schreiben. Und jetzt? Joah. Jetzt ist es dann auch gut.

Also: Warum hab ich keine Lust mehr zu singen?
Warum beleidige ich Lehrer mit denen ich es bis jetzt eigentlich immer leicht hatte?
Warum spiele ich wie eine Besessene jeden verdammten Tag so lange Geige bis mit die Schultern und Finger so dermaßen wehtun, dass ich gar keine andere Wahl mehr habe als aufzuhören, nur um dann wütend die Noten durch die Gegend zu schmeißen, weil mir bewusst wird, dass ich auch nach zehn Minuten genauso viel gekonnt hätte?
Warum schreibe ich nur noch traurige Texte?

Warum gelingt mir denn plötzlich alles, bis auf die eine Sache, die ich immer schon können wollte, aber niemal lernen werde: Mich auf einen Menschen einlassen.

Ich bin so undankbar. Und ich bin so müde. Ich würde das alles eintauschen, wenn ich...
Aber dazu bin ich zu müde. Ich bin jetzt zu müde zum Funktionieren

Gute Nacht.