Mittwoch, 14. September 2011
Liebes letztes Schuljahr,
Ich wundere mich immer noch, liebes letztes Schuljahr, dass wir uns jetzt schon treffen. Ich war die Faulheit in Person und jedes Jahr wieder überrascht in den Wirtschftsfächern versetzt zu werden. Richtig bewusst geworden, dass ich in absehbarer Zeit den ganzen unnützen Dreck tatsächlich lernen zu muss, gegen den ich mich die letzten vier Jahre gewehrt habe, ist mir das ganze erst letztes Semester. Und aus irgendeinem Grund brachte mich das nicht aus der Ruhe, was meiner Meinung nach die natrlichste Reaktion gewesen wäre, nein, ich war wütend, es nicht schon hinter mir zu haben und stattdessen noch ein halbes Jahr hinter diesen grauen Mauern mit den quietschorangefarbenen Türen verbringen zu müssen. Liebes letztes Schuljahr... du hast dir Zeit gelassen.
Es ist nicht so, als hätte ich das Gefühl, dass ich fünf Jahre meines Lebens verschwendet hätte nur weil ich auf dich gewartet habe. Nein, verschwendet hätte ich sie sowieso. Aber die Warterei auf dich hat es mir ziemlich schwer gemacht meinen Verstand dabei nicht restlos zu verlieren.
Ich bin der Meinung, dass ich lange genug auf dich gewartet habe. Ich habe vier Jahre (fast) stillschweigend ertragen, habe mich vier Jahre bei sämtlichen Wirtschaftslehrern unbeliebt gemacht und sie sich bei mir. Ich habe durchgehalten und ich weigere mich zu glauben, dass du, liebes letztes Schuljahr, mir die Kraft für die Matura aussaugst. Dafür hast du mich zu lange warten lassen. Du hast mich abgehärtet. Ich nehme den Kampf gegen deinen letzten Versuch Kapitalismus, Ausbeutung, Spekulation und Gier zu glorifizieren auf. Ich bin bereit dich so sehr zu hassen, dass ich dich so schnell wie möglich loswerden will.
Donnerstag, 2. Juni 2011
Ich hab was gefunden
Damit hab ich einen Preis gewonnen und wusste bis eben nicht, dass der Text online ist. Nun ja. Da ist er.
Samstag, 23. April 2011
Es ist fies...
Donnerstag, 7. April 2011
Aus einem Deutschaufsatz
Ich bin wirklich kein pessimistischer Mensch, ich glaube an das Gute im Menschen und wenn ich es einmal nicht auf Anhieb finde, suche ich wie eine Besessene danach. Doch man wird müde. Vor allem dann, wenn man schon bei sich selbst in manchen Situationen keinen Funken Gutes mehr erkennen kann. Denn nicht nur das Suchen macht müde, sondern auch der Versuch seine Hoffnung immer wieder neu aufzubauen und sie nicht sofort wieder von der erstbesten Meldung in den Nachrichten umreißen zu lassen. Vielleicht fehlt es vielen einfach nur an dieser Kraft. Vielleicht sind wir alle einfach viel zu wenig zäh. Oder es ist wieder nur meine optimistische Sicht der Dinge, und die Realität sieht ganz anders aus. Vielleicht ist es keine Hilflosigkeit und Kraftlosigkeit. Sondern einfach nur Egoismus.
Deshalb denke ich, dass Egoismus die wahre achte Todsünde ist. Und diese nimmt immer größere Ausmaße an. Doch wenn wir Menschen eines gewohnt sind, dann die Machtlosigkeit. Und so stehen wir eben diesmal der Gedankenlosigkeit und dem Egoismus unserer eigenen Spezies machtlos gegenüber.
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Lieber Herr E.,
Wenn Sie uns mehr solcher Themen geben würden, dann würde aus dem verlangten 500-Wörter-Aufsatz auch schon mal öfter ein 1.000-Wörter-Aufsatz werden. Denken Sie mal drüber nach, ob Sie tatsächlich so viel korrigieren wollen.
Sonntag, 3. April 2011
Versuch mich glücklich zu machen.
Dass das Schreiben in der Schule mich natürlich nie im Leben so glücklich machen kann wie das Niederschreiben von Gedanken mitten in der Nacht in meinem Zimmer ohne Zeitlimit, ohne Vorgaben. Nur ein Blatt, ein Stift und ich.
Ich habe vor kurzem ein Interview mit meinem liebsten, noch lebenden, österreichischen Autor Thomas Glavinic gehört. Er wurde auf sein selbstzerstörerisches Verhalten angesprochen. Seine Antwort war unfassbar egoistisch und doch so nachvollziehbar. Er erklärte, dass er im Schreiben die einzige Bremse beim Trinken, Rauchen und Co sieht. Er hat eine Frau und ein Kind, und die könnten ihn, so schlimm es auch klingen mag, niemals so von seinen schlechten Angewohnheiten abhalten, wie die Angst davor, nicht mehr zu schreiben zu können. Es ist traurig, wenn ein Vater, Mann, Sohn und Freund keine bessere Motivation für ein halbwegs gesundes Leben findet als das Schreiben. Und trotzdem zeigt es diese unglaubliche Macht die von Sprache ausgeht. Deutsch ist keine schöne Sprache zum sprechen. Sie klingt hart, forsch und immer etwas überheblich. Aber ihr schriftbild, ihre Wörter auf dem Papier, ist wunderschön. Und ich finde, dass sie zu wenig wert geschätzt wird. Auch von mir. Denn wenn ich mir überlege wie viel mir all diese kleinen Wörter und Sätze geben, bin ich wirklich nicht mehr als ihnen schutzlos ausgeliefert.
Samstag, 5. März 2011
Kartenhäuser und Wind
Die hinterlistigen kleinen Windstöße sollen alle auf einmal auf mein Kartenhaus einprasseln. Damit ich endlich weiß, wie ich es aufbauen muss, damit es nicht mehr so leicht umfällt.
Dienstag, 15. Februar 2011
Fantastische Menschen Teil 1
Heute: H.
H. kenne ich schon eine Weile flüchtig. Sie war mir, bevor ich sie näher kennen gelernt habe, immer deshalb sympathisch, weil sie mir mit einer sehr starken Durchhaltekraft immer nur Namen wie Schneewittchen, Disneyprinzessin oder ähnlich niedliche Spitznamen die einem kleinen Mädchen eben einfach gefallen, gab. Ja, wahrscheinlich konnte sie sich meinen Namen nicht merken, aber das ist doch eine sehr liebe Art dieses Problem zu kaschieren.
H. ist eine etwas schrullige Frau um die 50 (sie verrät ihr Alter grundsätzlich nicht) mit Eskimowangenknochen und der Angewohntheit nur lange, teils sehr farbenfrohe Röcke zu tragen. Ich war nicht wenig überrascht als ich erfuhr, dass sie Ärztin ist.
H. hat zwei bildschöne Töchter, die beide eine wahnsinnig sanfte Stimme haben und die ich, im Gegensatz zu ihrer Mutter, auch noch nie fluchen gehört habe.
Richtig kennen gelernt habe ich H. bei einer Chorakademie letztes Jahr. Diese Akademie ist eine Woche volle Dröhnung Musik. Man rennt von Plenumschor zu Studiochor zu Einzelstimmbildung zu Gehörbildung zu Plenumschor etc... Dazwischen isst oder schläft man, oder, wie in meinem Fall: man sitzt in seinem kleinen Zimmerchen und chattet vegane Gummibären essend mit den Daheimgebliebenen. Kurz: Es ist einfach wundervoll. Der Inbegriff des positiven Stress.
Da H. die einzige war, die ich schon zuvor in meinem Leben gesehen hatte, hielt ich mich vor allem zu Beginn der Woche ein wenig an ihr fest, denn sie war schon das etwa 120. mal bei der Akademie und wusste offensichtlich wie der Hase läuft. Aber sie hat mir nicht nur beigebracht wie man es schafft eine Woche ohne langfristige Schäden durchzusingen, sondern noch so viel mehr.
So erzählte sie mir, dass sie die meisten ihrer Arztkollegen nicht leiden kann, und den Arztberuf selbst für überbewertet hält. Sie erzählte mir von Kindern mit ADHS, denen sie Schlagzeugunterricht statt ruhigstellende Pillen verschrieb und von Eltern, die sie dafür hassten. Sie erzählte mir, dass sie mit ihren Kindern oft einfach irgendwo hingefahren ist, weil ihr das Urlaubplanen zu kompliziert war und dass sie deswegen schon einmal mit ihren Töchtern in der Gartenhütte eines verreiseten Freundes übernachten musste. "Hat ihnen doch nicht geschadet, oder?"
Sie erklärte mir mit einer Ernsthaftigkeit und Aufrichtigkeit von ihrer Überzeugung, dass Tiere nicht nur die besten Therapeuten, sondern auch die besten Analytiker bei psychischen Problemen sind und zehn Minuten später flüsterte sie mir kichernd ihre Diagnosen für andere Akademieteilnehmer ins Ohr.
Wir unterhielten uns über Eltern, die ihre Kinder zum Musikmachen zwangen und über das Musikmachen selbst. Wir redeten mitten in der Nacht auf einer Brücke über die psychische Labilität von Komponisten und darüber, ob Kunst einen Menschen zerstören kann/darf/soll.
Sie hat mir versucht weis zu machen, dass ich Mathematikerin werden könnte. Dass ich Organistsin werden könnte. Physikerin, Chemikerin, Pharmazeutin, Linguistikerin, Autorin, 1m55cm großes, viel zu schweres Model, einfach für jeden Beruf fand sie ein Argument, für jeden erdenklichen Werdegang einen Grund der mich in ihren Augen ideal erscheinen ließ.
Sie kennt meinen Namen mittlerweile. Aber Schneewittchen nennt sie mich immer noch.
Donnerstag, 13. Januar 2011
Das fünfäugige, sechsbeinige Gericht
Ich habe schon viel zu lange keinen schriflichen Post mehr veröffentlicht, auch wenn ca. fünf Entwürfe auf meinem Konto ruhen... ich kann sie ja selbst kaum lesen, so schlecht sind sie, deshalb wollte ich sie auch nicht dem www zumuten.
Ich bin grundsätzlich ein wenig schreibblockiert in letzter Zeit. Ich hab das Gefühl, dass mich mein Hirn dazu zwingen will mich zusammenzureißen, und das macht es indem es mich höchstens fünf Minuten an einem Text sitzen lässt um ihn danach sofort zu vernichten (muhaha).
Vielleicht ist es auch ganz gut so. Die Schule und die Menschen fordern meine Aufmerksamkeit und ich denke es ist langsam an der Zeit meinen Egoismus etwas zurückzuschrauben. Das soll ja angeblich glücklich machen.
Ich hab mich die letzten Tage an eine Fliege erinnert, die ich als kleines Mädchen einmal unabsichtlich umgebracht habe. Sie war nicht das erste Insekt das ich umgebracht habe und sie war auch nicht das letzte, aber damals fühlte ich mich so dermaßen schlecht, dass ich stundenlang geweint habe. Wegen einer Fliege. Ja, ich war ein anstrengendes Kind.
Auf jeden Fall glaube ich, ich habe mich in den letzten Tagen genauso gefühlt wie nach meinem ungwollten Fliegenattentat. Ich bin rücksichtslos durch die Welt gelaufen und hab die verschiedensten Fliegen der verschiedensten Menschen totgeschlagen. Natürlich hat man da ein schlechtes Gewissen, wenn man seinem Umfeld immer mehr Fliegen wegnimmt, und das auch noch ohne böse Absicht. Das schlechte Gewissen habe ich gebraucht. Schlechtes Gewissen bringt einen zurück auf den Boden, aber jetzt ist es auch wieder gut. Ich glaube, ich kann jetzt aufhören das Opfer zu spielen, mich wehrlos und verständnisvoll nickend den summenden Anklagen zu stellen. So viel Scheiße hab ich dann auch wieder nicht gebaut. Und selbst wenn, dann sollte das den Fliegen doch eigentlich gefallen.
R.I.P. ihr lieben Fliegen, ich habs nicht so gemeint.