Sonntag, 3. April 2011

Versuch mich glücklich zu machen.

Schreiben macht mich glücklich. Ich denke es bedarf nicht viel um das zu merken. Ich liebe es mit Wörtern so lange zu spielen bis sie dieses bestimmte Gefühl vermitteln. Ob das nun ein angenehmes Gefühl ist oder nicht ist mir relativ egal. Denn etwas, von dem man ständig umgeben ist, so zu drehen, dass man es nicht mehr als selbstverständlich ansieht, ist alleine schon mein Ziel. Demnach liebe ich es natürlich auch zu lesen. So lange bis da ein Satz steht der mich dermaßen beeindruckt, dass ich nach Luft ringend auf die betreffende Seite starren muss. Sprache kann alles mit mir machen. Ich vertraue ihr. Sie enttäuscht mich nicht und sie lässt mich immer wieder zu ihr, egal wie lange ich sie vernachlässigt habe. Es gibt kaum eine Situation in der Schule, in der ich mich wohler fühle, als bei dem Schreiben einer Deutscharbeit. Meine Sitznachbarn sind durch hässliche gelbe Trennwände von mir abgeschottet, es herrscht völlige Stille nach außen, nur in meinem Kopf spielen sich Träume ab. Unser Deutschlehrer gibt meist sehr seichte Themen die eigentlich nicht viel hergeben. Und trotzdem koste ich den Moment diesen ungestörten Schreibens völlig aus. Zwei Stunden im Semester in denen ich mich in der Schule wohlfühle. Die müssen genossen werden.
Dass das Schreiben in der Schule mich natürlich nie im Leben so glücklich machen kann wie das Niederschreiben von Gedanken mitten in der Nacht in meinem Zimmer ohne Zeitlimit, ohne Vorgaben. Nur ein Blatt, ein Stift und ich.
Ich habe vor kurzem ein Interview mit meinem liebsten, noch lebenden, österreichischen Autor Thomas Glavinic gehört. Er wurde auf sein selbstzerstörerisches Verhalten angesprochen. Seine Antwort war unfassbar egoistisch und doch so nachvollziehbar. Er erklärte, dass er im Schreiben die einzige Bremse beim Trinken, Rauchen und Co sieht. Er hat eine Frau und ein Kind, und die könnten ihn, so schlimm es auch klingen mag, niemals so von seinen schlechten Angewohnheiten abhalten, wie die Angst davor, nicht mehr zu schreiben zu können. Es ist traurig, wenn ein Vater, Mann, Sohn und Freund keine bessere Motivation für ein halbwegs gesundes Leben findet als das Schreiben. Und trotzdem zeigt es diese unglaubliche Macht die von Sprache ausgeht. Deutsch ist keine schöne Sprache zum sprechen. Sie klingt hart, forsch und immer etwas überheblich. Aber ihr schriftbild, ihre Wörter auf dem Papier, ist wunderschön. Und ich finde, dass sie zu wenig wert geschätzt wird. Auch von mir. Denn wenn ich mir überlege wie viel mir all diese kleinen Wörter und Sätze geben, bin ich wirklich nicht mehr als ihnen schutzlos ausgeliefert.

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