Mittwoch, 14. September 2011

Liebes letztes Schuljahr,

Du hast dir Zeit gelassen. Und so Leid es mir tut, das werde ich dir für ewig vorwerfen. Aber wir sind beide nicht unschuldig, das gebe ich zu. Ich wusste ab dem ersten Monat den ich in der HAK verbrachte, dass ich nicht falscher sein könnte. Na ja, ich will der Handelsakademie kein Unrecht tun, vielleicht wäre eine landwirtschaftliche Schule in der ich lernen muss wie man Tiere schlachtet noch unpassender gewesen. Dennoch war es eine unfassbar schlechte Wahl die ich zu einem viel zu frühen Zeitpunkt treffen musste.
Ich wundere mich immer noch, liebes letztes Schuljahr, dass wir uns jetzt schon treffen. Ich war die Faulheit in Person und jedes Jahr wieder überrascht in den Wirtschftsfächern versetzt zu werden. Richtig bewusst geworden, dass ich in absehbarer Zeit den ganzen unnützen Dreck tatsächlich lernen zu muss, gegen den ich mich die letzten vier Jahre gewehrt habe, ist mir das ganze erst letztes Semester. Und aus irgendeinem Grund brachte mich das nicht aus der Ruhe, was meiner Meinung nach die natrlichste Reaktion gewesen wäre, nein, ich war wütend, es nicht schon hinter mir zu haben und stattdessen noch ein halbes Jahr hinter diesen grauen Mauern mit den quietschorangefarbenen Türen verbringen zu müssen. Liebes letztes Schuljahr... du hast dir Zeit gelassen.
Es ist nicht so, als hätte ich das Gefühl, dass ich fünf Jahre meines Lebens verschwendet hätte nur weil ich auf dich gewartet habe. Nein, verschwendet hätte ich sie sowieso. Aber die Warterei auf dich hat es mir ziemlich schwer gemacht meinen Verstand dabei nicht restlos zu verlieren.
Ich bin der Meinung, dass ich lange genug auf dich gewartet habe. Ich habe vier Jahre (fast) stillschweigend ertragen, habe mich vier Jahre bei sämtlichen Wirtschaftslehrern unbeliebt gemacht und sie sich bei mir. Ich habe durchgehalten und ich weigere mich zu glauben, dass du, liebes letztes Schuljahr, mir die Kraft für die Matura aussaugst. Dafür hast du mich zu lange warten lassen. Du hast mich abgehärtet. Ich nehme den Kampf gegen deinen letzten Versuch Kapitalismus, Ausbeutung, Spekulation und Gier zu glorifizieren auf. Ich bin bereit dich so sehr zu hassen, dass ich dich so schnell wie möglich loswerden will.

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