Dienstag, 31. August 2010

Helene Hegemanns "Axolotl Roadkill" und andere Imitate

Ich will gar nicht mehr viel darüber reden, weil die Diskussion über das Buch, das die damals 17jährige Helene Hegemann Anfang 2010 veröffentlicht hat, schon breitgetreten genug ist. Nur für ganz Verwirrte: Die kleine feine Helene wurde von Literaturkritikern in den Himmel gelobt. So ein Talent und das so jung. Nun ja, die Lobhymnen nahmen schnell ein Ende, als herauskam, dass einzelne Zeilen und ganze Textpassagen aus dem Ach-so-genialen-Debut schlicht und einfach aus dem Buch "Strobo" von dem bekannten deutschen Blogger Airen abgeschrieben wurden, sie allerdings nirgends als Zitate gekenntzeichnet wurden.
Was danach passierte, war klar: Hasstriarden, enttäuschte Fans und eine bockige Teenagerin, deren ohnehin schon sehr ausgeprägter Weltschmerz, gleich noch größere Dimensionen annahm. Und auch ich habe mich geärgert und geweigert das Buch zu lesen. Denn es ist klar, dass man auf eine berliner Göre, die mit 14 ihr erstes Theaterstück uraufführen ließ und die ein paar Jahre danach ohne Probleme einen Verlag für ihren Erstlingsroman findet, schon mal leicht eifersüchtig sein kann. Wenn sich dann aber auch noch herausstellt, dass sie abgeschrieben hat, baut man eine noch größere Abneigung auf. Logisch. Tja, der Geist ist willig, doch das Fleisch ist schwach. Natürlich musste ich doch noch lesen.
Leider war es gut. Na ja, was heißt "gut"... die Story von einer wohlstandsverwahrlosten 16jährigen mit Wahnvorstellungen ist wohl schon ziemlich abgekaut, allerdings hat mir der Schreibstil einfach gefallen. Und das hätte er wohl auch, wenn die paar Zeilen, die abgeschrieben wurden, nicht im Buch gewesen wären. Und erst durch diese Erkenntnis habe ich mal wieder über Inspiration nachdenken müssen.
Mich inspirieren viele Dinge. Lieder, Bücher, Menschen, Situationen... und diese Inspirationen will ich auch verarbeiten. Aber wo hört das Verarbeiten von Eindrücken auf und wo fängt das Kopieren an? Wann weiß man, ob man einen eigenen Stil gefunden hat, oder ob man nur nachäfft?
Ich habe die Nase voll von dieser ewigen Suche nach seinem eigenen Stil. Ich will niemanden mehr hören der sagt "Ich mach das nicht, weil das alles machen". Denn dadurch sperrt man sich nur selbst ein. Wenn man sozusagen "beschließt" sich von anderen konsequent zu unterscheiden, ist man selbst so unglaublich eingeschränkt, dass ohnehin wieder das passiert ist, was man doch eigentlich verhindern wollte: Man wird von der Gesellschaft in seiner Freheit eingegrenzt.
Also ihr lieben Mainstream-Verweigerer da draußen: Wenn ihr euch wieder einmal dazu genötigt fühlt euch über die angepasste Scheißgesellschaft zu beschweren, schaut vorher in den Spiegel.

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